Die Geschichte des IVV

Das Institut für Verkehrsplanung und Verkehrtechnik schaut auf eine lange Geschichte zurück. Gern geben wir Einblick in unsere Wurzeln:

Bild: Eva Kaßens-Noor

Prof. Eva Kaßens-Noor, Ph.D.

Seit Februar 2022 leitet Prof. Eva Kaßens-Noor, Ph.D. das Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik.

Entstehung des Instituts für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik

Die Entstehung des Instituts für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik geht auf den Beginn der sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts zurück. Auf Antrag der damaligen Fakultät für Bauingenieurwesen war im Jahr 1963 zusätzlich zum bestehenden Lehrstuhl für Eisenbahn-, Straßen- und Verkehrswesen der neue Lehrstuhl „Verkehr II, Verkehrsplanung und Verkehrswesen einschließlich Straßenverkehrstechnik“ durch den Hessischen Kultusminister geschaffen worden.

Das Institut unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Hans-Georg Retzko

Im Jahre 1965 erfolgte die Berufung von Oberregierungsbaurat Dr.-Ing. Hans-Georg Retzko auf den inzwischen umbenannten „ordentlichen Lehrstuhl für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik“ und ein Jahr später, also 1966, seine Ernennung zum ordentlichen Professor und anschließend seine Bestellung zum Direktor des Instituts für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik.

Wegen der allgemeinen Raumknappheit der damaligen Technischen Hochschule – das Erweiterungsgebiet Lichtwiese war noch nicht bebaut – wurden für den neuen Lehrstuhl neun leere Räume in einem Gebäude einer Privatfirma am Steubenplatz in Darmstadt gemietet. Hier wurde die materielle und personelle Infrastruktur von Null an aufgebaut. Der Personalbestand entwickelte sich von einem Professor, zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern und einer Angestellten im Jahre 1966 bis zum Jahr 1971 rasch auf einen Professor, zehn wissenschaftliche Mitarbeiter, einen Privatbediensteten und fünf Angestellte.

Im Jahre 1970 konnten Lehrstuhl und Institut in das erste neue Gebäude auf der Lichtwiese (Architektur-Fakultät) umziehen. Mit der vom Hessischen Kultusministerium genehmigten Bildung des Instituts für Verkehr wurde der ehemalige Lehrstuhl für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik im Jahre 1976 eines der drei Fachgebiete des neuen Instituts.

Unter der 31-jährigen Leitung des Lehrstuhls und Instituts bzw. Fachgebiets von Prof. Retzko waren die Schwerpunkte der Forschung vor allem:

  • systematische Untersuchungen des Verkehrsablaufs an Straßenverkehrsknotenpunkten ohne Lichtsignalanlage,
  • grundlegende Untersuchungen zur Signalprogrammberechnung für Straßenverkehrsknotenpunkte mit Lichtsignalanlage,
  • Untersuchungen über den Prozess der städtischen und regionalen Verkehrsplanung und
  • interdisziplinäre Untersuchungen über Probleme des städtischen und regionalen Verkehrs.

Die Forschungsergebnisse spiegelten sich in der Lehre wider. Die Lehre wurde ferner wesentlich beeinflusst von der freiberuflichen Nebentätigkeit von Prof. Retzko als beratender Ingenieur für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik.

In 1996 wurde Prof. Retzko darüber hinaus die Ehrendoktorwürde Dr.-Ing. E.h. durch die Technische Universität Dresden verliehen; in 2002 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Nach der Emeritierung von Prof Dr.-Ing. E.h. Hans-Georg Retzko im Frühjahr 1997 zog das Fachgebiet in das Maschinenbau-Gebäude um, wodurch eine räumliche Zuordnung der drei Fachgebiete des Verkehrs erreicht wurde. Im Jahre 2017 erfolgte eine erneute Umwidmung des Fachgebiets Verkehrsplanung und Verkehrstechnik in Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik.

Das Institut unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Manfred Boltze

Im Herbst 1997 übernahm Prof. Dr.-Ing. Manfred Boltze die Leitung des Fachgebiets für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik.

In den 24 Jahren der Leitung des Fachgebiets bzw. Instituts durch Prof. Boltze waren die Schwerpunkte der Forschung vor allem:

  • Lichtsignalanlagen für den Straßenverkehr
  • Qualitätsmanagement im Straßen- und Verkehrswesen
  • Methoden der Planung des Verkehrsmanagements (insbesondere Störfallmanagement)
  • Neue Maßnahmen des Verkehrsmanagements (insbesondere Mobility Pricing sowie Nachfragebeeinflussung im Personenverkehr und Güterverkehr)
  • Wirkungen des Verkehrs auf die menschliche Gesundheit
  • Intelligente Verkehrssysteme (insbesondere IVS-Architekturen)
  • Reisendenstromlenkung und Informationssysteme für den Bahnverkehr
  • Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs

In der Lehre vertrat Prof. Boltze sein Fachgebiet in großer fachlicher Breite von den Grundlagen des Verkehrsablaufs und der Planungsmethodik bis hin zu Spezialisierungen in der Lichtsignaltechnik, im Mobilitäts- und Transportmanagement oder im Einsatz intelligenter Verkehrssysteme. Er initiierte die Gründung der Fachgruppe Luftverkehr als gemeinsame Aktivität der drei Institute für Verkehr, und er war federführend bei der Einrichtung des interdisziplinären Studiengangs Verkehrswesen (Traffic and Transport) an der Technischen Universität Darmstadt. Er koordinierte diesen Studiengang bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand.

Die Innovationsallianz zwischen der Deutschen Bahn AG und der Technischen Universität Darmstadt unterstützte er von 2014 bis 2021 als Mitglied im Steuerungsboard und Entscheidungsboard sowie als Leiter der Arbeitsgruppe „Connected Mobility“.

Prof. Boltze arbeitete aktiv in den Gremien der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen mit. Ihm wurde bereits 1998 die Max-Erich-Feuchtinger / Bruno-Wehner-Denkmünze für „hervorragende wissenschaftliche Leistungen sowie praktische Arbeiten auf dem Gebiet der Planung, des Entwurfs und des Betriebs von Stadt- und Landstraßen“ verliehen. 2014 erhielt er die Ehrennadel der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen „als Dank und Anerkennung für … lange verdienstvolle Tätigkeit in den Arbeitsgruppen und Arbeitsausschüssen“.

Zur Politikberatung war Prof. Boltze von 2005 bis 2012 Technologiebeauftragter des Landes Hessen für den Bereich „Mobilität und Verkehr“ und trug federführend zur Gründung des Fachverbands „ITS Hessen e.V.“ im Jahr 2010 bei. Von 2009 bis 2015 war er Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Prof. Boltze hat sich lange Zeit sehr intensiv in Vietnam engagiert. 2009 bis 2014 war er Gründungsdirektor des Transport Research Centre an der Vietnamese-German University in Hochiminh City. 2012 bis 2016 koordinierte er das Studienprogramm M.Sc. Traffic and Transport an der Vietnamese-German University (VGU). Ihm wurde 2014 durch den vietnamesischen Verkehrsminister eine Medaille „For Significant Contributions to the Transport Development of Vietnam“ und 2017 durch den Vietnamesischen Bildungsminister eine Medaille „For the Cause of Education“ verliehen.

Prof. Boltze war 2010 bis 2019 Mitglied des Scientific Committee und 2013 bis 2019 auch Mitglied des Steering Committee der WCTRS – World Conference on Transport Research Society. Als Chairman des Scientific Committee von 2013 bis 2016 war er auch wissenschaftlicher Leiter des internationalen Kongresses WCTR 2016 Shanghai.

Der internationale Austausch war Prof. Boltze immer sehr wichtig. Er pflegte besonders enge Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen in Japan, Indien, China und Vietnam. 2005 initiierte er das IDS – International Doctoral Seminar, das bis 2021 jährlich in Kooperation mit Fachkollegen der Nagoya University, der Tongji University Shanghai und des Indian Institute of Technology Kharagpur stattfand und dem wissenschaftlichen Austausch unter den Doktorandinnen und Doktoranden der beteiligten Institute diente.

40 Dissertationen, mehr als 250 Studien-Abschlussarbeiten, über 200 Veröffentlichungen, zahlreiche Mitgliedschaften in Herausgeberbeiräten und Beratungsgremien sowie internationale Aktivitäten sind Ausdruck seines umfassenden Engagements in Forschung und Lehre.

Im Jahre 2017 erfolgte eine erneute Umwidmung des Fachgebiets Verkehrsplanung und Verkehrstechnik zum Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik.

Am 30. September 2021 trat Prof. Dr.-Ing. Manfred Boltze seinen Ruhestand an.