Die Exkursion startete um 8 Uhr morgens an der Lichtwiese mit einer Busfahrt in Richtung Stuttgart. Um ca. 11 Uhr kam der Bus an der Baustelle des Ostportals des Fildertunnels an. Die Baustelle ist Teil des Loses C des Projekts „Stuttgart 21 (S21)“. Am ersten Exkursionstag wurden die Teilnehmenden von Herrn Dr. Ondrej Tomaschko sowie Herrn Torsten Weinhold, zwei ausgewiesenen Fachexperten der Deutschen Bahn, geführt.
Vor Ort wurde zunächst die Feste Fahrbahn-Bauart STA (früher ÖBB-PORR) des österreichischen Herstellers PORR besichtigt und die während des Einbauprozesses erfolgenden Montageschritte erläutert. Das System ÖBB-PORR ist innerhalb des Fildertunnels und des Tunnels nach Ober- und Untertürkheim in Stuttgart verbaut. Bei diesem System werden die Tragplatten in einem Fertigteilwerk vorgefertigt und anschließend auf der Baustelle eingebaut.
- Das FF-System ÖBB PORR: Die Platten sind zunächst mit Hilfe von hochpräzisen Vermessungsinstrumenten vorzumontieren. Der Verbund zwischen den Fertigteilplatten und der Ausgleichsschicht auf Tunnelsohle erfolgt anschließend durch selbstverdichtenden Beton. Die hier angeforderte Einbaugenauigkeit bei der Gleislage liegt bei 0,2 mm (dieser Wert entspricht der möglichen Messgenauigkeit).
Zur Gewährleistung der Rettungs-/Fluchtwege wurde die Feste Fahrbahn in Tunneln mit mehr als 1000 Meter Länge für Straßenfahrzeuge befahrbar ausgeführt. Diese so genannten Befahrbarkeitsplatten machen die Feste Fahrbahn im Notfall für Einsatzfahrzeuge befahrbar. Die Herstellung und Ausführung der Befahrbarkeitsplatten, u.a. bspw. deren Befestigung, ist je nach Oberbauausführung unterschiedlich. Die im Fildertunnel zwischen den Schienen eingebauten Befahrbarkeitsplatten liegen lediglich auf den PORR-Platten auf, während eine zusätzliche Befestigung der außenliegenden kleinen Befahrbarkeitsplatten notwendig ist.
Es erfolgte zudem eine kurze Begehung des Fildertunnels. Bei dieser konnten unterschiedliche Tunnelbauweisen (offene Bauweise im Portalbereich, ansonsten bergmännische Bauweise und Bauweise mit Tunnelvortriebsmaschine (TVM) mit Tübbingen) begutachtet werden. Auch verschiedene Konzepte zur Vermeidung des von in den Tunnel einfahrenden Zügen hervorgerufenen Geschwindigkeitsknalls wurden erläutert. So kann dieser Geschwindigkeitsknall bspw. durch Lüftungsschlitze im Portalbereich oder alternativ über ein im Vergleich zum Tunnelquerschnitt erweitertes Tunnelportal (vgl. Sonic Boom Bauwerk) deutlich verringert werden.
Nach einer stärkenden Mittagspause ging es zur zweiten Station des Tages. Hier wurde nun die Freie Strecke des Loses D des Projekts S21 begangen. Dabei konnte der Betonier-Prozess der Festen Fahrbahn Bauart RHEDA 2000 von der Betoneinbringung über das Verdichten und Glätten bis hin zur Aufbringung des Nachbehandlungsmittels begutachtet werden. Im Unterschied zur Festen Fahrbahn des Typs PORR wird die Feste Fahrbahn des Typs RHEDA dementsprechend in Ortbetonbauweise hergestellt. Sämtliche Arbeitsschritte der Betonage werden mit Hilfe eines Betonagezugs durchgeführt.
- Fachlicher Exkurs: Der RHEDA 2000 – FF besteht aus Frostschutzschicht, hydraulisch gebundener Tragschicht (HGT) und Betontragschicht mit integrierten Bi-Block-Schwellen. Die Herstellungsgenauigkeit bezogen auf die Schienenoberkante liegt bei ebenfalls 0,2 mm (dieser Wert entspricht der möglichen Messgenauigkeit).
Besonderes Highlight war, dass die Studierenden hier beim Einbau der Bewehrung sowie beim Anziehen der Schwellenschrauben auch selbst tätig werden und Hand anlegen konnten. Weiterhin wurden bereits fertig gestellte Weichen mit starrem und beweglichem Herzstück in Fester Fahrbahn begutachtet. Gegen 18:30 Uhr ging es dann weiter per Bus ins Hotel nach Augsburg. Der ereignisreiche und spannende, aber auch durchaus anstrengende erste Exkursionstag wurde mit einem Besuch eines örtlichen Restaurants abgeschlossen.